030 243 309 47 Mo. – Fr. 12:00 – 14:30

Die Architektur der Siedlung Neu Jerusalem

neu-jerusalem-entwurf

Ausschnitt aus dem Denkmalkatalog. Entwurfsplanung von Lenin Cabarcas

Die Siedlung Neu-Jerusalem ist in den Jahren 1923-1925 durch den Architekten Prof. Dr. Erwin Gutkind errichtet worden. Sie entstand für die Beamten und Angehörigen der Verkehrsfliegerschule auf dem nahe gelegenen Flughafen. Die 21 Doppelhäuser eines Haustyps, davon 11 nördlich und 10 südlich der Heerstraße, folgten der architektonischen Maxime des Bauhauses, eine geradlinige Formensprache auszuprägen. Großzügige Flächenschnitte von etwa ab 700 m2 Gartenanteil je Doppelhaushälfte gehorchten der Forderung nach Versorgung durch eigenen Obstund Gemüseanbau.

Zum heutigen Zeitpunkt sind die Bauten in der Siedlung zwar im Wesentlichen in ihrer Kubatur noch so erhalten, wie sie Gutkind seiner Zeit errichten ließ. Der Verlust ursprünglich verklinkerter Wandflächen, der originalen Fenstergliederung sowie nach-träglich errichtete Schuppen, Garagen, Anbauten und die, positiv zu wertende, gewachsene Vegetation veränderten das Gesamtbild ebenso wie der zunehmende Verfall. Die vierspurig ausgebaute Heerstraße durchschneidet die Siedlung in einen nördlichen und einen südlichen Siedlungsteil.

neu-jerusalem-ansicht

Seitenansicht des Denkmalgebäudes

Die Architektur der 21 dreigeschossigen freistehenden Doppelhäuser wird bestimmt durch ein würfelförmiges Äußeres mit je nach Funktion der Räume gestuften An- bauten und Flachdächern. Der Hauptbaukörper ist unterkellert. Jedes Doppelhaus war ursprünglich für zwei Wohnungen über drei Geschosse sowie einen Keller und Wirtschaftstrakt im Anbau bestimmt. Der Grundriss gibt Aufschluss über die Raumaufteilung und kann auf Anfrage eingesehen werden. Aktuell befinden sich vier Wohnungen in einem Doppelhaus, also doppelt so viele wie ursprünglich. Ursprünglich war das gesamte Erdge-schoss von außen verputzt und weiß gestri- chen, die Hauseingangstüren von farblich abgesetzten Putznischen umrahmt.

neu-jerusalem-skizze

Skizze der Landschafsarchitektur von Leberecht Migge

Ein schmales Band im oberen Teil der An- bauten sowie der gesamte obere Teil des mittleren Baukörpers waren in rotem normal gebranntem Mauerwerk ausgeführt. Die ursprünglichen Bauten sind inzwischen durch bauliche Maßnahmen nicht unwesentlich verändert worden. Hinzu kommt erheblicher Investitionsrückstau. An sämtlichen Gebäuden ist die Ziegelfassade in den Obergeschossen nachträglich mit Putz versehen worden, welcher mittlerweile von den Wänden abblättert. Dächer und Keller sind zum Teil undicht, Fenster wurden durch Mieter verändert, z.T. durch Fenster ohne Sprossen ersetzt. An die Wohnhäuser wurden Antennen, Leitern und Nebenanlagen angebaut. Vielfach haben Mieter eigene Garagen auf den Grundstücken errichtet. Die Gebäude bedürfen in ihrer Gesamtheit einer umfassenden Sanierung. Diese hat behutsam und der Architekturgebung Rechnung tragend zu erfolgen. Dabei sind die Strukturen aus Hartbrandstein und Rauputz an den Außenfassaden wiederherzustellen.

Die Wohnanlage besteht aus insgesamt 84 Wohneinheiten in den 42 Doppelhaushälften. Die Gesamtnettonutzfläche beträgt 4.955,58 m2. Für die 82 vermieteten Wohneinheiten (zwei Wohnungen stehen leer) wird eine monatliche Nettomiete von 13.277,09 EUR gezahlt, das sind durchschnittlich 2,68 EUR/m2. Die monatliche Brutto- miete beträgt 18.319,62 EUR (d.s. 3,70 EUR/m2). zustellen und „Schwarzbau“ rückzubauen. In Absprache mit der zuständigen Unteren Denkmalbehörde soll eine zeitgemäße und mit der Architektur korrespondierende behutsame Sanierung einschließlich pas- sender Farbgebung erfolgen.

Die ganzheitliche Entwicklung der zugehörigen Garten- und Landschaftsarchitektur erscheint unter Ausnutzung vorhandener Begrünung zur Schaffung eines stimmigen architekturhistorischen Ensembles als angebracht.


Architekt für Umbau & Sanierung Siedlung Neu Jerusalen Berlin Spandau

architekt-lenin-cabarcas